Führung in Siegburg, Besuch des Stadtmuseums 24.10.2023 - Seniorenunion Ndk

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Führung in Siegburg, Besuch des Stadtmuseums 24.10.2023

Chronik der SENU-Ndk
Niederkasseler Senioren-Union erkundet Siegburg
 
(GB) Bei bedecktem Himmel, aber dennoch frohgelaunt besuchte die Senioren-Union Niederkassel im Rahmen ihres kulturpolitischen Programms die Kreisstadt Siegburg. Bei einem Stadtrundgang erläuterte der Gästeführer Hans-Willi Kernenbach kompetent und unterhaltsam die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
 
Der Markt mit den umliegenden Straßen beschreibt noch heute den mittelalterlichen Umriss der Stadt. Hier erhebt sich das strahlendweiße Gebäude des Stadtmuseums im klassizistischen Stil, einst Lateinschule und Gymnasium.  In diesem Haus wurde 1854 Engelbert Humperdinck geboren. Er ist weltbekannt als Komponist der Märchenoper „Hänsel und Gretel“. Wenig bekannt ist, dass Humperdinck als Professor in Berlin Komposition lehrte und zahlreiche Werke der verschiedensten Genres schuf.
 
Das Zeughaus in der Griesgasse, erbaut mit dicken Tuffbasaltquadern aus den Wolsbergen, auch „Wolsdorfer Brocken“ genannt, wurde um 1830 als Waffenlager der Bürgerwehr errichtet und beheimatet heute die Engelbert-Humperdinck-Musikwerkstatt. In der Revolution 1848 ging der „Sturm auf das Siegburger Zeughaus“ in die Stadtgeschichte ein. Die Stadtkirche St. Servatius, die auf eine Vorgängerkirche aus dem 9. Jahrhundert zurückgeht, wurde um 1169 als romanische Emporenbasilika mit Westturm errichtet. Durch mehrere Umbauten weist der Baukörper romanische und gotische Stilelemente auf. Durch die Säkularisierung kam der Abteischatz 1802 an die Stadtpfarrei St. Servatius. Der Kirchenschatz gilt heute als einer der bedeutendsten aus staufischer Zeit nördlich der Alpen. In unmittelbarer Nähe der Sankt Servatiuskirche steht das „Haus zum Winter“, der älteste profane Steinbau Siegburgs. Er diente Anfang des 13. Jahrhunderts als Pfarrhaus und später als Schule. Dort wurden 180 Kinder von einem betagten Lehrer und einer Witwe unterrichtet.
 
Nachdem sich die Senioren im Siegburger Brauhaus gestärkt hatten, besichtigten sie am Nachmittag das Stadtmuseum. Im Museumsforum sitzt eine lebensechte Puppe, das „Lottchen". Lottchen, geboren als Charlotte Bertram, lebte zwischen 1912 und 1971 und war ein kleinwüchsiger Zwitter, der als Altwarenhändler, Postlieferant, Karnevalsjeck und Maskottchen des SV Siegburg 04 seinen festen Platz im Stadtbild hatte.
 
An dem Stadtmodell von 1910 erläuterte der Gästeführer Charly Halft eingehend die Entwicklungsgeschichte Siegburgs. Für Siegburg ist die Präsenz der Römer nicht belegt, doch wird ein reger Grenzhandel zwischen Römern und germanischen Stämmen vermute. Die Initialzündung zur Stadtentwicklung markierte die Gründung einer Benediktinerabtei durch Erzbischof Anno II. von Köln auf dem Michaelsberg, ein Bergkegel vulkanischen Ursprungs. 1069 verlieh König Heinrich IV. der Siedlung am Fuß des Berges die Markt-, Zoll- und Münzrechte und um 1182 das Stadtrecht. Im 13. Jahrhundert erhielt Siegburg eine Stadtmauer aus Wolsdorfer Tuffsteinen. Davor floss der Mühlenbach, der fünf Mühlen antrieb. Das politische Leben der mittelalterlichen Stadt wurde von drei u.U. gegensätzlichen Interessen dreier Institutionen geprägt. Der Abt war Oberhaupt der Abtei und der Stadt. Die  Grafen von Berg waren Vögte der Abtei und für Rechtsprechung und militärischen Schutz zuständig. Die dritte Institution bildete der Rat der Stadt. Diese Struktur spiegelt sich auch im Stadtwappen wider: Der Erzengel Michael steht auf einem Berg und weist auf den Ursprung, das Kloster auf dem Michaelsberg, hin; der Löwe darunter symbolisiert das Herzogtum Berg. In der Zeit von 1450 bis 1750 fanden in Siegburg 37 Hexenprozesse statt, an die ein Schandpfahl im Kellergewölbe des Museums erinnert.
 
Seit über 1000 Jahren gilt Siegburg als Töpferstadt. Die Töpfereien befanden sich vor der Stadt in der Aulgasse (altdt. „Aulner“ bedeutet Töpfer). In unmittelbarer Umgebung wurde der hochwertige eisenarme Ton zur Herstellung von fast reinweißem Steinzeug abgebaut. Vom 13. bis 17. Jahrhundert florierte der internationale Export. Über die Hanse gelangten Siegburger Tonwaren nach Nordeuropa und Russland. Während des Dreißigjährigen Krieges verließen viele Töpfer Siegburg und siedelten sich im Kannebäckerland im Westerwald an. 1840 setzte mit dem Zuzug der Kattun-Fabrik Rolffs & Co. (heute Siegwerk Druckfarben AG) die Industrialisierung ein. Siegburg entwickelte sich zum wichtigen Verkehrsknotenpunkt und Industrie­standort. Im Ersten Weltkrieg war Siegburg Hauptproduktionsstätte von Uniformen. In zwei Rüstungsbetrieben wurde Munition für die preußische Westfront produziert. 1886 eröffnete das königlich preußische Zuchthaus, die jetzige Justizvollzugsanstalt Siegburg. Heute ist Siegburg eine Handels-, Dienstleistung- und Verwaltungsstadt, überragt von ihrem Wahrzeichen: dem Abteigebäude auf dem Michaelsberg.
 
Mit vielen neuen Eindrücken traten die Senioren die Rückfahrt an. Wer Interesse an den Aktivitäten der Senioren-Union Niederkassel hat oder auch teilnehmen möchte, kann sich gerne unter der E-Mail-Adresse g.beck@senu-ndk.de beim Vorstand informieren.
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